Ich denke, es kommt gleichermaßen auf Elternteil und Lehrer an, ob sich eine Meinungsverschiedenheit in Groll entwickelt. Als ich zur Schule ging, war es fast selbstverständlich, dass Eltern nach Sprechtagen mit ihren Kindern grollten, da die Lehrer jedes Missverhalten thematisierten und Eltern "anständiges" Verhalten von ihren Kindern erwarteten. Mittlerweile wird von manchen Eltern jede Kritik als unbotmäßig empfunden. Beides scheint mir übertrieben.
Wenn im konkreten Punkt Ansichten differieren, dann sollte man seinem Gegenüber seine Sicht auf die Dinge - eventuell auch ein unterschiedliches Verhalten des Schülers in verschiedenen Umgebungen - als gleichermaßen wahr aufnehmen. Und bevor es eskaliert: jeder kann zugeben, neue, unerwartete Informationen erhalten zu haben und eine Nacht darüber schlafen zu müssen. Prallen die immer gleichen Ansichten aufeinander, empfiehlt sich eine längere Hospitation (bis das Kind die Anwesenheit des Elternteils nicht mehr bewusst wahrnimmt und beginnt, sich "normal" zu verhalten). Das Recht dazu haben Eltern; allerdings sollten sie den Lehrer damit nicht überfallen, sondern Termine absprechen.
Unter Umständen begreifen Eltern dann auch, unter welchen Begleitumständen Unterricht stattfindet. Es könnten sich für alle Beteiligten neue Erkenntnisse ergeben. Auf jeden Fall wird der Lehrer registrieren: die Eltern kümmern sich. Und damit wird er mit Sicherheit Differenzen nicht negativ auf den Schüler übertragen.