Forum Schulproblem
Willkommen  im Forum!
 Erzähle, was Dich bedrückt! Frage, was Du wissen möchtest!
 Denke an Deine Sicherheit! Gib hier niemals Deine Adresse preis!
Impressum
29
Januar
2012

Leider-- Captcha

Mich ärgert manchmal die Captcha - Abfrage: immer dann, wenn ich sie partout nicht entziffern kann.
Nun musste ich leider für die Neuanmeldung diese Funktion aktivieren. Leider habe ich keinen Einfluss auf die Gestaltung der Abfrage. In der letzten Zeit haben sich "User" mit Markennamen angemeldet; ich gehe davon aus, dass dies automatische Eintragungen waren. Wenn ich jemandem Unrecht mit der Sperrung tat, möge er sich melden.

Jetzt kommentieren Autor: Chefin 29.01.2012 23:15
18
Januar
2012

Weltuntergang

So so, es besteht uns mal wieder ein Weltuntergang bevor.
Diesmal ist die Begründung, dass der Maya-Kalender zu End sei.
Warum haben wir dann nicht jedes Jahr am 31.12. einen Weltuntergang?
Denn da enden die meisten meiner Kalender.

Jetzt kommentieren Autor: Chefin 18.01.2012 01:04
01
Januar
2012

Ein frohes Neues Jahr 2012!

[orange]Ich wünsche allen ein frohes Neues Jahr 2012, Gesundheit und immer soviel Geld in der Tasche, wie gerade nötig!/orange]Möge dieses Jahr trotz der Bundeskanzlerinansprache besser werden, als das letzte!

Jetzt kommentieren Autor: Chefin 01.01.2012 22:48
21
Dezember
2011

Kurzgeschichte

„Ein Tief drängt sich von Dänemark in den Norden der Republik, so dass es hier noch in der Nacht vereinzelt zu Schneefall kommen kann. Bei Temperaturen von -4° bis -1° bleibt er dann auch noch eine Weile liegen.“
Schlagartig saß der Wetterschau sehende Teil der Republik mit verklärten Gesichtern vor dem Empfangsgerät.
_~_~_~_~_~_~_~_~_~_~Weiße Weihnachten!~_~_~_~_~_~_~_~_~_~_~_
Papa schlich auf den Dachboden. Ja, da waren die Schlitten! Er schleppte beide in den Keller, schmirgelte die Kufen ab. Er rief ins Wohnzimmer: „Haben wir Speck im Haus?“ Spielverder­berin Mama runzelte die Stirn, kombinierte. „Denk daran, dass Du morgen Mutter vom Bahn­hof abholen musst. Im Kühlschrank.“

Vergnügt fettete Papa die Kufen, derweil in der „heute“-Redaktion die Mitarbeiter rotierten. Wieso hatten ihre Wetterdienste diese Meldung nicht gebracht?

Als Oma eineinhalb Stunden später „ihren“ Sender einschaltete, rief ihr ein strahlender Mo­derator entgegen: „Dieses Jahr wird wohl der Traum von weißer Weihnacht war!“ Oma schal­tete wieder ab, seufzte, stellte den Wecker eine Stunde vor und ging ins Bett.

Jenny sah und hörte nicht, was auf RTL lief, vielmehr grübelte sie über das ultimative Geschenk für ihren Sohn Jason-Kevin. Die Ferien verbrachte er wie üblich bei seinem Vater im Sauerland, aber Weihnachten würden sie ihm zuliebe zusammen feiern. Natürlich musste ihr Geschenk das des Vaters übertrumpfen, um ihm und der - daran eigentlich uninteressierten - Welt zu beweisen, dass sie das bessere Elternteil ist. Oder auch nur, um ihm eins auszuwi­schen.

Henning brummelte die von MTV ausgestrahlten Weihnachtslieder mit und schlief darüber ein. Seine erste Anstellung als Krankenhausarzt hatte ihm die Feiertagsbereitschaft beschert und so war ihm Weihnachten ziemlich egal. Handy und Pieper waren aufgeladen, und wenn sich keiner überäße könnte er in der Disco abfeiern.

Um zwei Uhr wurden die Straßenreinigungskräfte jäh aus dem Schlaf gerissen. Über ver­schneiten Wegen mussten sie die ihren zum Arbeitsplatz finden. Und manch einer dachte sich, während er andere Straßen frei räumte, würde seiner Gattin in der Früh die Aufgabe zuteil, vor der eigenen Haustüre zu kehren. Und sie würde schimpfen, dass dadurch ihre ganze Haus­haltsplanung in Verzug geraten wäre.

Papa weckte fröhlich seine Nachzucht. „Schaut mal!“ „Papa, gehen wir Schlitten fahren?“ „Papa, ist der Teich auch zugefroren?“ „Papa, fährst Du uns zum Hügel?“ Mama suchte die warmen Socken und Pullover zusammen: „Euer Papa muss erst schneefegen. Und um elf Uhr muss er Oma vom Bahnhof abholen.“ „Dann fährst Du uns, Mama?“ „ Ich muss dem Christ­kind die Tür aufmachen, das Essen für Euch alle - und für Oma soll doch auch alles schön sauber sein.“ 'Und Geschenke einpacken, Christbaum schmücken, baden...'

Oma hatte den kleinen Weg zum Haus schon frei geschaufelt, nun schmerzte der Rücken. Bei Nachbar Heinrich, der für sie meist den Gehweg übernahm, war noch alles ruhig. So schaufel­te sie selbst. den Gehweg. Jedenfalls einen Meter, dann geriet sie ins Straucheln, suchte Halt am verschneiten Jägerzaun und stieß sich eine seiner Spitzen zwischen Zeige- und Mittelfin­ger durch die Hand. Sie schrie. Schnee färbte sich rot. Nachbar Heinrich war wohl doch schon wach. „Komme gleich!“ Das Gleich dauerte ewig, dann kam er mit dem Verbandskasten, tat das Nötige, kratzte sich am Kopf. „Notarzt? Krankenhaus? - Bei den verschneiten Straßen mag ich dich nicht fahren -“ Oma war blass und hatte Pudding in den Knien. „Taxi - Kranken­haus.“

Jenny zog die Vorhänge zur Seite. „Scheiße" murmelte sie. Schämte sich sogleich und sagte laut: „Oh wie schön für Jason Kevin!“ Wenig später warf sie Einkaufsbeutel und Geschenk-papier ins Auto, kratzte notdürftig ein Guckloch frei und fuhr in die Stadt.

Henning hörte ein Piepen und wusste nicht, zu welchem Weihnachtslied das gehörte. Endlich rief er im Krankenhaus an. „Ein Taxifahrer avisierte eine ältere Dame mit Handverletzung, eventuell Tetanus.“ Er schlüpfte in die Hose, nahm ein Koffeinbonbon, öffnete die Haustür. „Mist.“ Er suchte andere Schuhe, warme Jacke und Mütze und machte sich auf den Weg. Das Taxi mit Oma rollte langsam und fast lautlos an ihm vorbei, hielt aber nicht auf sein Winken - es war ja „besetzt“.

„Papa, immer nur die Straße auf und ab ist langweilig!“ Papa fegte sein Auto frei. „Bist Du bald fertig?“ Papa schwitzte und fror. Einfahrt, Gehweg, alles hatte er schon vom Schnee be­freit. Er rang sich ein Lächeln ab. „Das Auto noch, dann wärmen wir uns auf, und dann fahre ich Euch zum Hügel. Klopft schon mal den Schnee von den Schlitten!“ Als sie aufgewärmt und startklar waren, hatte der Räumdienst die Straße frei und die Einfahrt sowie den halben Gehweg mit einem 80 cm hohen Schneewall zugeschoben.

Oma blickte zur Uhr. Die Hand pochte. Würde sie ihren Zug noch erreichen? Sollte sie den Besuch absagen? Sicherlich hatten sich die Kinder viel Arbeit für sie gemacht. Und die Enkel­kinder freuten sich auch immer so - sie selbst sich ja auch. Sie suchte ihr Handy. Sie konnte ja noch nichts Genaues sagen, die Kinder in ein Gespräch verwickeln würde sie unnötig nervös machen. Aber eine SMS. Nur konnte Oma mit einer Hand keine SMS schreiben.

Jenny fluchte. Endlich war ihr eingefallen, dass sich Jason-Kevin vor einiger Zeit dieses super-geile Computerspiel gewünscht hatte, etwas, das sein Vater nicht wissen konnte, und nun war es ausverkauft. Ein anderes Spiel würde nicht den erhofften Effekt versprechen, also musste sie zum nächsten, 8 km entfernteren Laden - und das bei diesem Sauwetter.

Henning sah sich Omas Hand an. „Wie haben sie das denn in aller Frühe hinbekommen?“ Oma war beleidigt. „Beim Schneeschieben. Damit andere nicht fallen.“ Henning lachte: „Ist was gebrochen? Haben sie Schmerzen? Sollen wir sicherheitshalber röntgen? Sind sie gegen Tetanus geimpft? “ „Meine langjährige Erfahrung als Arzt sagt mir, dass nichts gebrochen ist, fürs Röntgen habe ich keine Zeit, die letzte Tetanusimpfung liegt 20 Jahre zurück und da die Hand nicht lachen kann, tut sie auch nicht weh,“ erwiderte Oma, noch immer beleidigt. „Also Röntgen, Tetanusspritze und Schmerzmittel,“ stellte Henning fest. Oma sah zur Uhr.

Papa schwitzte heftig. Der durch den Räumdienst zusammengeballte Schnee ließ sich viel schwerer schaufeln. Zudem musste er ihn nun viel höher auf den bereits angehäuften Schnee­berg an der Grundstücksecke wuchten. „Wisst ihr was“, ächzte er zwischen zwei Schauflern, „wenn ich fertig bin, könnt Ihr doch hier herunterfahren!“ Die Kinder maulten.

Frisch verbunden und einigermaßen schmerzfrei sah Oma in ihr Portemonnaie. Die Taxifahrt hatte ihr Budget überschritten. Hätte sie gleich ihre Reisetasche mitgenommen! Nun musste sie erst nach Haus und von da wieder zurück bis zum Bahnhof! Die Auffahrt zum Kranken­haus war freigeräumt, auch die Straße. Nachbar Heinrich stand mit seinem Wagen tatsächlich da. "Hast dich ja doch noch zu fahren getraut." "Musste erst Winterreifen aufziehen," Und das bei der Kälte! Oma war ganz gerührt. Dank ihm würde sie es pünktlich schaffen. Zu Hause warf sie noch schnell die Geschenke obenauf in die Tasche, holte die selbstgebackenen Kekse wieder heraus und überreichte sie Heinrich.

Hinter Jennys Auto hatte sich eine Schlange gebildet. Sie schlingerte bei geringem Tempo die noch nicht geräumte Landstraße auf ihren Sommerreifen entlang. Einige wenige wagten das Überholmanöver und schleuderten Straßenschneematsch auf ihre ohnehin kaum durchsichtige Scheibe. Da die Scheibenwaschanlage zugefroren und die Autohersteller sich in den Kopf ge­setzt hatten, dass diese nur bei gleichzeitigen Wischerbewegungen zu betätigen sei, hatte sich ihre Scheibe endgültig zu einer undurchsichtigen Außenhaut verwandelt. Vorsichtig bremste Jenny, das Auto schlingerte noch etwas und blieb dann leicht schräg stehen. Wütendes Hup­konzert begleitete ihren Versuch, die Scheiben frei zu bekommen. Jenny dachte an ihren Ex, der bei solchen Experimenten nur verzweifelt die Hände über den Kopf zusammenschlug, be­glückwünschte sich zur Scheidung und bekam eine große Wut auf diesen Mistkerl.

Henning ging in die Cafeteria. Doch das Brötchen musste warten. Zunächst sollte der Schul­terbeinbruch - das unerfreuliche Ergebnis einer juvenilen Schlittenfahrt - verarztet werden.

Papa trank noch einen Kaffee und machte sich dann kinderlos auf den Weg zum Weihnachts­baumstand. Mit der Schneehaube sahen alle verzaubert aus, und so merkte Papa nicht, dass er etwas erwarb, das Mama mit Stirnrunzeln beäugen würde. Zudem verhinderten die Schnee­berge ein von Kinderaugen unbeachtetes Verbringen des Nadelgehölzes in die gute Stube. Gemäß Plan B mussten die Kinder daher in ihren Zimmern mit Fenster zum Hinterhof ein Willkommensschild für Oma basteln.


Oma saß selig in ihrem Abteil. Sie gedachte am Ankunftsbahnhof Kekse käuflich zu erwer­ben, um die verschenkten und sicherlich erwarteten zu ersetzen. Üblicherweise kommen gute Einfälle verspätet an und so dachte sie, dass es sicherlich schlauer gewesen wäre, Heinrich nach Weihnachten mit etwas Anderem den Dank zu überreichen. Sie träumte vor sich hin, als der Zug langsamer wurde und hielt. Weit und breit kein Bahnhof, nur Weiß war zu sehen. Oma fröstelte.

Jenny setzte ihre Fahrt fort. Nach einem kurzen verbissenen Kampf mit einem Jugendlichen befand sich das letzte Exemplar des PC-Spiels in ihrer Tasche. Es musste gut sein, wenn sogar ihr junger Gegner mit tränenden Augen stehenblieb. Er war ja schon größer und könnte sich jederzeit ein anderes besorgen, das musste er doch verstehen, dass da ihr kleiner Liebling vor­ging!

Nach dem Schulterbeinbruch kam ein Herr, der statt des Tannenbaumes seine Hand angespitzt hatte; 38° Fieber bei einem Kind war kurz vor der Bescherung sicherlich nicht ernst zuneh­men und irgendwann muss der Mensch ja schließlich essen. Henning quetschte sich also vor dem Beinbruch - Folge des bei Oma durch deren Verletzung nur halb geräumten Gehwegs - noch schnell zwei Brötchenbis­sen zwischen die Zähne und schaute aus dem Fenster, die wei­ße Pracht zu genießen. Doch nur schmutzig graue Schaufelschneeberge konnte er er-blicken.

Durchgefrorene Räumdienstler drängte es heim, während Notärzte und Polizisten die Straßen bevölkerten, ihrer Arbeit nachzugehen. ADAC Mitarbeiter versorgten stauende Autofahrer mit Wärmendem. Hausfrauen versuchten krampfhaft, ihre Pläne durchzuziehen. Radioredakteure sortierten Staumeldungen von A1 bis B 270 und verwarfen diejenigen mit kürzerer als 4 km Länge.

Papa betrachtete stolz den von ihm in den Ständer eingefädelten Baum. Komisch, draußen beim Weihnachtsbaumstand sah er noch schöner aus. „Um 11.30 Uhr kommt der Zug an,“ hörte er es aus der Küche. Also zum dritten Mal in die warmen Sachen.

Oma sah auf die Uhr. Zwar fühlte sich niemand für die Fahrgäste verantwortlich, aber sie war erfahren genug, sich die Ursache des Aufenthaltes auszumalen. Sie griff zum Handy. Nach­dem es drei Mal am anderen Ende geläutet hatte, zeigte es durch einfaches Licht-erlöschen an, dass der Akku leer war.

Mama hörte ihren Jüngsten plärren. Ein Blick aus dem Fenster zeigte einen umgekippten Schlitten, ein merkwürdig verknotetes Textilbündel, aus dem die Geräusche kamen und in dem wohl ihr Sohn steckte. In Hausschuhen und auch sonst den Temperaturen unangemessen gekleidet eilte sie zum Bündel. Beim Versuch, dieses anzuheben, erreichten die Geräusche die Dezibel eines startenden Jumbojets. Von oben blickte eine kreidebleiche Schwester ängstlich und ratlos herab. "Nu komm mal von der Straße!" herrschte Mama das Kind an. Vorsichtig zog sie den Jungen Richtung Haus. "Hol mal den Schlitten da weg!" musste ihre Tochter ein weiteres Mal die Nervosität ausbaden. Allmählich kam ihr Sohn in die Senkrechte. "Kannst Du zum Auto gehen? - Du bleibst hier und sagst Papa und Oma Bescheid, wir fahren jetzt ins Krankenhaus!"

Munter schlitterte Jennys Auto Richtung Ortsausgang, nur noch links - krach. Hatte der Vor­fahrt? Sie hatte doch gebremst! Papas Auto stand quer zu Fahrbahn. Eiligst stieg er aus.

Im Abteil wurde es kälter. Oma wühlte in der Tasche nach Wärmendem. Eilig hastete der Zugbegleiter an ihrem Abteil vorbei. Wieso gab es keine Fahrgastbegleiter? Mitreisende maulten, vermuteten einen "wichtigeren" ICE, der ihren Bummelzug zum Halten zwänge. "Gefrorene Weichen" mutmaßte Oma.

Nach weiteren zwei Brötchenhappen wurden die entstellten Früchte einer Massenkarambola­ge ein­geliefert. Henning wies die Schwester an, Kollegen aus den Weihnachtsvorbereitungen herzu­beordern und tat sich schwer, unter den Wimmernden, Schimpfenden, Maulenden und Ge­schockten eine Prioritätenliste zu erstellen. Zudem fiel eine Ambulanz aus, die irgendwo mutterseelenallein in einer Schneewehe feststeckte.

Obwohl Papa sich fest vorgenommen hatte, den Unfallgegner nach seinem Befinden zu befra­gen, fiel sein erster Blick auf die Sommerreifen des anderen Fahrzeugs und beim sich Nähern der zweite auf eine riesige Beule an der Beifahrerseite seines Gefährtes. Gerade wollte er die Fahrerin wegen der Sommerreifen anherrschen, als der sommerbereifte Wagen seiner Gattin langsam am Unfallgeschehen vorbei rutschte. Sicher war es eine interessante wissenschaftli­che Frage, ob es im weiblichen Chromosomensatz ein Gen gäbe, dass das Aufziehen von Winterreifen verhinderte.






Mutig entschloss sich die Tochter, den Ofen auszumachen, nachdem sie einen merkwürdigen Geruch wahrgenommen hatte. Zwar taten die Eltern immer so geheimnisvoll, dennoch wusste sie schon längst, dass der Weihnachtsbaum von ihnen geschmückt wurde und wo sich das Rüstzeug dafür befand. Um irgendwie zu helfen, wollte sie den Baum ausstaffieren.

Einhändig einen Mantel auszuziehen, um darunter eine wärmende Jacke einhändig anzuzie­hen hatte Oma noch nie geübt und so lieferte sie den Mitreisenden den Anblick eines Klein­kindes, das sich erst in der Kunst des Einkleidens übte. Innerlich seufzte Oma, dass ihr nie­mand zu Hilfe kam. Vielleicht wollte ihr auch niemand den Stolz nehmen, den sie empfand, als es schließlich gelang.

Fröstelnde ADAC-Mitarbeiter verteilten weiter wärmende Getränke und fragten sich, wann sie sich mal...? Die Räumdienste rückten ein zweites Mal aus, nachdem es Salznachschub gab. Und sie ahnten, dass dieses Jahr Weihnachten ins Bett fiel.

Papa wollte nur schnell die nötigen Daten erfragen, um alsbald seine Fahrt fortzusetzen. Doch Jenny stand wohl unter Schock. "Schieben wir mal den Wagen an die Seite. Oder wollen Sie, dass die Polizei den Unfall begutachtet?" Schweigen. "Jetzt komme ich zu spät!" schrie Jenny den verdutzten Papa an. "Ich auch," entgegnete er lakonisch. 'Das wird zäh!' Er holte sein Handy, rief die Polizei an und vernahm, dass er sich wegen weiterer Unfälle ein wenig gedulden müsse. Unter Omas Nummer lauschte er den ersten englischen Worten und drückte weg. Dann rief er zu Hause an, wohin die Mutter wollte und ob sie vielleicht zum Bahnhof...?

Seine Tochter war gerade mit dem großen Pappkarton auf der Kellertreppe, als das Telefon schrillte. Sie erschrak darüber so sehr, dass sie den Karton fallen ließ und die Stiege hinab stürzte. Sie blieb unten liegen und rang nach Luft, umgeben von winzigen Glassplitterchen zerborstener Christbaumkugeln.

So richtig war ihr die einhändige Anziehübung doch nicht gelungen, Oma hatte das Gefühl, als drücke eine riesige Textilwulst im Rücken und mochte sich nicht anlehnen. Steif, gerade und noch immer fröstelnd saß sie auf der Bank. Allmählich könnte der Zug doch mal...?

Ihr Nachbar Heinrich hielt die Schultern seiner Frau umschlungen, blickte aus dem Stubenfenster und seufzte ergriffen: "Weiße Weihnacht!" Nur vier Worte zerstörten seine sentimentalen Gefühle. "Hast du Heizöl bestellt?"

Im Krankenhaus war es hektisch. Henning hatte sich zum x-ten Male angehört, dass er schnell behandeln möge, da alle Patienten irgendwelche Termine hatten. Feiertag, frö-hö-liche Weih­nacht, geruhsames Fest, stille Nacht, ... befand er sich noch im gemütlichen Deutschland?

Nach über einer Stunde war Papas Unfall aufgenommen. Es war 12 Uhr 40. Er hatte Hunger. Was wohl Oma machte? Hatte sie sich ein Taxi genommen? Er stellte sich sein gemütliches warmes Heim vor, in dem es nach Gänsebraten und Rotkohl duften würde - nur dass er mein­te, seine Frau gesehen zu haben, irritierte ihn. Jenny stand noch immer unter Schock. Ein Junge kämpfte sich auf seinem Fahrrad durch den Schnee. "Das ist ja die Alte, die meinem kleinen Bruder das Weihnachtsfest versaut hat!" deutete er auf Jenny. "Hoffentlich ist dein Auto total im Eimer!" Er kam mit seinem Wunsch den Tatsachen ziemlich nah, der Motor hat­te den Zusammenprall übel genommen und ebenso riechendes Kühlwasser hatte den Schnee blauschwarz gefärbt.

Die Kleine hatte sich aufgerappelt, fegte die Glassplitter zusammen und weinte. Übersehene Splitter ritzten feine Verletzungen in die zarte Haut, doch die seelische Verletzung überwog. Als sie die Scherben im Hausmüll entsorgte, bemerkte sie, dass Kartoffeln und Rotkohl mitt­lerweile völlig zerkocht waren. Grenzenlose Verzweiflung ergriff sie, sie hörte nicht auf, still vor sich hin zu weinen.

Schließlich war auch Söhnchens Arm eingegipst, Launig fragte Henning: "Kannst du auch mit einer Hand Geschenke auspacken?" Mama wählte erneut Papas Nummer. "Na endlich! Seid ihr schon zu Hause, hat dir deine Tochter schon berichtet? Wie geht es Mutter? Also, ich bin mit deinem Sohn hier im Krankenhaus, in einer halben Stunde sind wir auch da!" "Nein, ich weiß von nichts, ich hatte einen Unfall." Mama schrie, eine Schwester reichte ihr im Vorbeiei­len eine Valium.

In Omas Abteil ging es mittlerweile lustig zu, man spielte Scharade und durch die Bewegung hatte sich die Stoffwulst zurecht geruckelt. Oma blühte auf, nachdem sie von der Reinlichkeit und den Ausmaßen einer Zugtoilette, auf der sie zuvor ihre Kleidung richten wollte, maßlos enttäuscht war.

Papa packte Jenny samt ihrer auf dem Rücksitz verstreuten Gegenstände in sein Auto und fuhr mit ihr zum Bahnhof. Omas Zug hätte unbestimmte Verspätung. So kutschierte er Jenny heim und fuhr zurück zum Bahnhof. Der Zug war noch immer nicht da.

Seine Tochter war ein gescheites Kind, wischte die Tränen aus dem Gesicht und klingelte bei den Nachbarn. Fast hätte sie ja der Mut verloren, als sie fürchterliches Gebrüll aus dem Hause hörte. Aber ihre Eltern hatten ihr ja erklärt, dass sich Erwachsene nicht stritten oder in die Fli­cken bekamen, sondern diskutierten. Und so herrschte mit dem Türgongschlag auch schlagar­tig Stille. Die resolute Nachbarin wollte den von ihnen nicht verbammelten Baumschmuck vorbeibringen, befahl ihrem Gatten, doch noch schnell aus der Stadt ein Kilo Kartoffelsalat, den sie mit ihrem selbstgemachten zu vermischen gedachte, nebst der größten zu erwerbenden Bockwurstdose zu holen. Dann schob sie das Kind vor sich her, um in deren Küche "Klar­schiff" zu machen.

Langsam setzte sich Omas Zug in Bewegung; da aber einige Fahrgäste großzügig die als Geschenk gedachten Spirituosen verteilt hatten und jeder davon genossen hatte, wurde das nur am Rande bemerkt.

Jenny hatte sich so weit erholt, dass sie schon eine Geschichte für ihren Ex zusammen hatte: das Auto war zwecks Winterreifenaufziehens in der Werkstatt, er müsse mit Jason Kevin im Zug zurück ins Sauerland fahren. Sie wusste, wie schwierig es war, von den Bahnhöfen dort in die Dörfer zu kommen - aber war das ihre Schuld?

In Anzug und Krawatte kam ein fröhlich gelaunter Chefarzt in die Klinik, seine Frau verteilte aus einem riesigen Korb Schokoladenweihnachtsmänner an die sich artig bedankende Beleg­schaft. Henning bekam noch einen ab, die eifrig hin und her flitzende Schwester ging leer aus. Henning teilte den seinen großmütig - es war ja Weihnachten - mit ihr. Und das war dann bei­der Mittagsmahl.

Papa erfuhr nun, dass er nur noch eine halbe Stunde im ungeheizten Wartesaal der Ankunft Omas harren müsse. Er wollte daheim anrufen, doch seine klammen Finger drückten die falschen Tasten.


Das Schmücken des Baumes mit der Nachbarin, die zu jedem Teil eine alberne Geschichte er­zählte, gestaltete sich recht fröhlich; und als Mama mit Sohn und seinem Arm in einem knall­roten Dreieckstuch ankam, konnte sie der Schilderung ihres Bruders wieder aufmerksam lau­schen. Danach berichtete die Nachbarin in ergreifenden Worten, wie die Kleine versucht hatte, das Weihnachtsfest zu retten und dabbei scheiterte, so dass die befürchtete Schelte ob des zer­borstenen Baumschmucks ausblieb und sie zur Heldin avancierte.

Mit Anfahrt des Zuges funktionierte auch die Heizung wieder. Oma fing an zu schwitzen. Bis sie sich einarmig wieder ausgezogen hätte, würden sie den Zielbahnhof erreicht haben. Schicksalsergeben ertrug Oma ihren allmählich aufsteigenden Körpergeruch.

Schon nach wenigen Minuten, die Jason Kevins Vater bei ihr weilte, kam Jenny zu dem Schluss, dass es keine gute Idee wäre, ihrem Sohn zuliebe ein gemeinsames Weihnachtsfest zu verbringen.

Der Zustrom der Verletzten nahm kein Ende. Auch ein "gelber Engel", der beim Ausschenken eines Heißgetränkes ausrutschte, seine Kniescheibe zerschmetterte und sich gleichzeitig an der als Labsal gedachten Flüssigkeit verbrühte, war unter seinen Patienten.
Henning beschloss, so bald wie möglich zu heiraten und ein Kind in die Welt zu setzen. Dann würde er keinen Feiertagsdienst mehr ausüben müssen.


Es war Dezember. Dieses Jahr sollten die Kinder beim Papa Weihnachten feiern. Mama hatte es Papa übel genommen, dass er Jenny heimfuhr, anstatt daheim nach der Tochter zu sehen, Papa hatte es Mama übel genommen, dass sie ihn nicht unmittelbar nach dem Armbruch an­rief. Dann wäre er gar nicht an die Abbiegung mit der sommerbereiften Jenny zusammenge­stoßen. Außerdem hatte Mama ein Auge auf den "unheimlich" netten Arzt, der ihren Sohn so liebevoll behandelte, geworfen. Und so diskutierten sie solange, bis sie sich trennten. Die Nachbarn ließen sich kurz zuvor scheiden.

Oma nahm übel, dass sie mit dem Zug fahren musste, wo man sich doch hätte im Kranken­haus treffen können. Außerdem hatte sie sich weder psychisch noch finanziell von ihrer Verur­teilung wegen des nicht fertig geräumten Gehweges erholt-Es half ihr auch nicht, dass Nach­bar Heinrich das später erledigte. Nie wieder würde sie zu Weihnachten verreisen.

Nachbar Heinrich bekam bis in den August zu hören, dass er mit der vergessenen Heizölbe­stellung seiner Frau das ganze Weihnachtsfest verdorben hätte und er sich überhaupt viel zu sehr um die Belange der Oma­nachbarin kümmere als um die eigenen - nämlich denen seiner Frau. Erst die Verurteilung der Oma brachte sie zum Schweigen.

Jenny würde dieses Jahr mit Jason Kevin zu ihrer Mutter fahren. Als alleinerziehende Mutter war sie auch dieses Jahr so eingespannt, dass ihr neues Auto noch immer auf Sandalen lief.

Henning hatte es nicht geschafft, eine Frau zu ehelichen, die sich alsbald schwängern lassen wollte. Allerdings kam in letzter Zeit häufig eine Mutter mit zwei Kindern wegen jeden Zip­perleins in die Krankenhaussprechstunde. Vielleicht bewahrte sie ihn nächstes Jahr vor Feier­tagsbereitschaften. Dieses Jahr hatte es wieder ihn getroffen.

Die Räumdienste feierten Ende März, als es eine Woche lang nicht mehr schneite, ein großes Fest. Einige beschlossen mit ihren Familien, von nun an einen Monat vor Ostern "ihr" Weih­nachten zu feiern.


Am 23.12. saßen die Kinder bei Papa in der Stube. Als Ferienschmankerl frühstückten sie vor dem Fernseher. Ein chronisch gut gelaunter Moderator verkündete freudestrahlend, dass man dieses Jahr mit weißen Weihnachten rechnen könne. Vier große Kinderaugen blickten erschro­cken auf Papa - schon sprangen alle drei auf, Töchterchen öffnete das Fenster, Vater und Sohn warfen in hohem Bogen die Unheil verkündende Flimmerkiste hinaus. 'Zu früh!' dachte Papa, 'wir hätten warten sollen, bis der Moderator unten vorbeigeht'.

bp..

1 Kommentar Autor: Chefin 21.12.2011 20:07
21
Dezember
2011

Weihnachten

Ich wünnsche allen Lesern und Besuchern des Forums Schulproblem eine gesegnete Weihnacht und ein frohes Fest!
Allen Fernsehmoderatoren, die gedankenlos eine Weiße Weihnacht wünschten, wünsche ich, dass diese dann auch zu Räumdiensten herangezogen werden.
Allen, die sich Frost und Schnee wünschten, obwohl sie bei heruntergelassenen Jalousien im Warmen feiern, wünsche ich, dass sie, solange solch Wetter anhält, Obdachlose beherbergen.

Jetzt kommentieren Autor: Chefin 21.12.2011 20:04
19
November
2011

Forumszweck

Auf dieser Seite sollen Hilfen und Anregungen für den zwischenmenschlichen Umgang an und mit Schulen gegeben werden.
Als praktizierender Nachhilfelehrer werde ich immer wieder mit Problemen konfrontiert und meine, dass ein Bedarf für Beratung besteht.
Ich bin nicht allwissend, vielmehr sollten wir von unseren Erfahrungen gegenseitig profitieren, dazu soll dieses Forum dienen.
Inhalte könnten eine Einschätzung bei Mobbingverdacht sein oder die Erörterung der Frage, ob ein Schulwechsel angeraten ist - wo auch immer der Schuh drückt. Ich möchte auch die Angst nehmen, sich mit Lehrern zu unterhalten und gleichzeitig für den respektvollen Umgang mit dieser Berufsgruppe werben - schließlich bin ich selbst einer .
Ich habe im Forum Themen aufgenommen, die von Eltern angesprochen worden sind - und an die ich mich noch erinnere.

Jetzt kommentieren Autor: Chefin 19.11.2011 17:27
Blog Kategorien
Immer auf dem Laufenden bleiben!
Die aktivsten Blogs
Letzte Kommentare der Blogs
  • "Diese Kurzgeschichte interliegt auch meinem Copyright! In diesem Fall möchte ich auch so streng sein, jede Verarbeitung zu untersagen - es sei denn, Interessierte sind zu einer Spende bereit!"
    von Chefin in Kurzgeschichte
Hier klicken * * * Danke für Deinen Beitrag! * * *

Besucher
0 Mitglieder und 3 Gäste sind Online

Forum Statistiken
Das Forum hat 31 Themen und 44 Beiträge.