Aus meinen Unterrichtserfahrungen kann ich die Frage, ob (die erste) Verliebtheit der Konzentration auf den Lehrstoff schadet, im Großen und Ganzen verneinen.
Natürlich gibt es wieder Ausnahmen:
wenn die Liebe unglücklich verläuft, ist der Schüler davon genauso belastet wie Erwachsene;
wenn Eltern sich vehement dagegen stellen, wächst die Sehnsucht und die Konzentration nimmt ab;
wenn das Objekt der Begierde dem gleichen Geschlecht angehört, kann der Schüler in eine Krise geraten.
Generell aber spornt Verliebtheit die Schüler zu mehr Leistung an, um der/dem Auserwählten zu imponieren.
Wenn Sie sich damit nicht anfreunden können, gehen sie nicht massiv dagegen an. Vielleicht erinnern Sie sich an ihre ersten Liebesgefühle - Sie müssen Ihren Kindern ja nichts davon verraten -?
Haben Sie Angst vor unerwünschtem Nachwuchs?
Finden Sie die Wahl unpassend?
Je nach Ursache Ihrer Ablehnung sollten Sie genau diese Befürchtung anpacken.
Ist Ihr Kind aufgeklärt? Mehr können Sie nicht tun. Es ist jetzt wahrscheinlich eh peinlich, mit Ihnen darüber zu reden. Ist Ihr Verhältnis gut, so können Sie spielerisch Situationen durchgehen, in denen gerade kein Verhütungsmittel zur Hand. Welche Aussagen, Handlungen kann man ergreifen? Oder Sie schlagen Ihrem Kind vor, derartiges in der Clique zu bereden.
Vermutlich ist diese Angst jedoch unbegründet. Selten ist die erste Liebe auch der erste Geschlechtspartner. Händchenhalten und erste Küsse sind romantisch genug.
Wenn Sie meinen, Ihr Kind verkaufe sich unter Wert, sollten sie den/die Angebetete/n einfach einladen. Nicht ausfragen, ein normales Gespräch über Fußball oder Gartengestaltung kann viel erhellender sein. Versuchen Sie, aufgeschlossen zu bleiben. Erwähnen Sie im Gespräch mit Ihrem Kind danach zunächst, was Ihnen positiv auffiel. Dadurch wird Ihre Haltung dem "Neuen" gegenüber offener, berechtigte Kritik wird sanfter vorgetragen. Ihr Kind erkennt Ihr Bemühen um Gerechtigkeit und wird auch den Kritikpunkten zuhören. Dennoch ist gegen Verliebtsein kein Kraut gewachsen; man kann es nicht ausreden.
Daher helfen auch Verbote, Hausarreste nicht. Sie werden ja nicht wollen, dass Ihr Kind nächtens aus dem Fenster klettert.
Überlegen Sie gemeinsam mit dem Kind, wie es Schule und Liebe unter einen Hut bringen kann. Ein Treffen am Wochenende, en Treffen am Mittwoch oder ähnliche Verabredungen können echte Kompromisse sein.
Sollte Ihr Kind Ihnen homoerotische Neugungen offenbaren, dann seien Sie dankbar für das Vertrauen. Und sagen ihm, dass Sie es immer lieben werden. Versuchen Sie, ruhig zu bleiben und antworten ehrlich, was die Offenbarung momentan in Ihnen auslöst.Vermeiden Sie Vorwürfe und Ausdrücke wie "Therapie" und "krank". Ihr Kind kann nichts dafür und hat sich nicht "falsch" verliebt, schon gar nicht, um Sie zu ärgern.
Bleiben Sie gelassen. Gerade die erste Liebe geht oft schnell vorbei, gefolgt von riesigem Liebeskummer. Eigentlich sind Sie erst jetzt gefragt; erst jetzt könnten Schulprobleme auftreten. Fangen Sie Ihr Kind auf, nehmen Sie es in den Arm. Jedes "Siehste!" und "Habe ich dir ja gleich gesagt!" ist völlig fehl am Platz. Tragen Sie mit kleinen Ausflügen, Brettspielen usw. zur Alenkung bei.
Und? Haben Sie sich erinnert? Die romantischste Liebe - war das nicht die erste? Wie hätten Sie sich Ihre Eltern da gewünscht? Versuchen Sie, diese Eltern zu sein!